Bauhaus We C.A.N.

Bauhaus -> steht für die Avantgardebewegung

We -> für Weimar aber auch engl. wir

C.A.N. -> conscious around nations / aber auch für das engl. aktiv Verb can ; als Tätigkeitspotential der Möglichkeit

Bauhaus We C.A.N. _ eine mögliche Weitererzählung der Avantgarde Bewegung

—   oder Was kann die Bauhaus-Universität Weimar, was andere nicht können?

Überlegungen zur Rolle der Bauhaus-Universität für das “Neue Europäische Bauhaus” und die Welt

 
 
  • Das Staatliche Bauhaus, inzwischen meist nur Bauhaus, war eine 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule. Nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. Das historische Bauhaus stellt heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert dar. Das Bauhaus bestand zeitlich parallel mit und in der Weimarer Republik von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Architektur.

  • Weimar / Das Bauhaus entstand in Weimar durch die Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Sie wurde zum direkten Vorläufer des Bauhauses, das dann in van de Veldes Schulgebäuden seine Arbeit aufnahm.

    //Die Bauhaus-Universität Weimar ist eine auf gestalterische und technische Bereiche spezialisierte Universität in Weimar, deren Ursprünge auf die 1860 gegründete Großherzoglich-Sächsische Kunstschule und auf das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus zurückgehen. Diese Institution erlangte am 3. Juni 1910 den Rang einer Hochschule und erhielt 1996 ihren heutigen Namen. Es sind mehr als 4000 Studierende immatrikuliert, wobei der Anteil an internationalen Studierenden über dem bundesweiten Durchschnitt bei ca. 27 % liegt

    we = wir, also wir alle als Menschen

  • CONSCIOUS AROUND NATIONS C.A.N.

    CONSCIOUS `ROUND NATIONS -> CO.RO.NA. ist eine weltweite Bewegung der Bewusstwerdung der eigenen Verantwortung im globalen Gefüge. In Anlehnung an die Epidemie, verursacht durch das Cororna-Virus, wächst die Bewegung durch die Erkenntnis, dass grundlegende systematische Veränderungen im Kleinen wie im Großen anstehen.

    Wir sehen die Krise als Anlass, Zusammenhänge ernst zu nehmen und Handlungsnotwendigkeiten abzuleiten.

    Das Symbol, des Corona-Virus, steht sowohl für die Fragilität unserer individuellen wie staatlichen Gesundheit, gleichzeitig auch als Chance, die richtigen Schlüsse aus den Ereignissen zu ziehen, um geläutert und gestärkt aus der “Krankheit” hervorzugehen. Das “Bewusstsein rund um die Nationen” und die Einsicht in die Notwendigkeit des eigenen Handelns, kann ebenso ansteckend sein, wie ein Virus.

    Werde Dir Deiner Verantwortung bewußt.

    Laß Dich vom heilenden Aktivismus anstecken & stecke an!

    engl.- > can, aktives Verb. können

    be able, be capable, know, be allowed, be permitted

 
 

Europa-Bauhaus – Das Narrativ

 

„Aktiv, visionär und sozial ins Zeitgeschehen eingreifen“ (JH).

 

Bauhaus steht für Diversität, Kooperation und Inklusion. Bauhaus ist eine Vision des anderen Arbeitens, Lebens, Kommunizierens – eine praktizierte Vision, die verschiedene Disziplinen, Gewerke und Künste zusammenführt, die technische, soziale und gestaltende Ansätze verbindet, um eine andere Gesellschaft zu schaffen. Das galt 1919, bei der Gründung des historischen Bauhauses, in einer Zeit der globalen Zäsur und der fundamentalen Krise. Ideell erwuchs das Bauhaus aus den Wurzeln der Moderne. Es stand und steht für den Glauben an den Fortschritt der Vernunft und an die Vernunft des Fortschritts, für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und die Suche nach Gemeinschaft – symbolisiert im Ausdruck des „Gesamtkunstwerks“. Und es steht für Verantwortung für und Vertrauen in die neuen Generationen.

Auf diese Kernelemente muss sich ein Neues Europäisches Bauhaus besinnen. Wiederum bündeln und überlappen sich weltweite Krisen: Nationalismen und religiöse Fundamentalismen, kleine Kriege, Flucht und globale Migration, die Pandemie und vor allem die Krise um Klimaerwärmung und Ressourcenknappheit. Diese Krise droht die Bedingungen menschlichen Lebens grundsätzlich zu unterlaufen. Neu definiert werden muss, was die conditio humana ausmacht – und das in dem Moment, in dem Natur schwindet, das bisherige Zusammenleben der Spezies in Frage gestellt ist und Digitalität, Robotik und Künstliche Intelligenz zur Optimierung von Kommunikation und Körper beitragen, Menschen sogar substituieren können. Also in dem Moment, in dem der Ruf nach Authentizität, nach der Natur des Menschen, ein Aufbegehren gegen die Transformation des Menschen zum Avatar ist und der Ruf nach Partizipation, nach Inklusion, nach Gemeinschaft die letzte Schranke gegen den Zivilisationsbruch errichtet.

In dieser Situation kann erneut nur das Vertrauen in die Akteure, die Menschen, und insbesondere in die jungen Generationen helfen. Denn sie müssen auf die globale Interruption reagieren und damit zugleich leben. Menschen wollen denken, wollen handeln (können), wollen Subjekte sein, Träger ihres Schicksals. Sie verlangen den aufrechten Gang, sie verlangen Würde. Sie wollen die Bedingungen ihres Daseins, die conditio humana, verstehen und gestalten. Und sie wollen ihren Lebensraum erleben und erschaffen. Sie streben – kulturübergreifend – nach Sicherheit und Gemeinschaft.

Menschen leben in Relationen – zu anderen Menschen und zu Räumen. Die „Unkenntnis oder Mißachtung der Wissenschaft vom Raum“, so Walter Gropius, ist fatal. Räume sind nicht einfach da, sie werden kulturell oder architektonisch erschaffen oder ausgestaltet, sie sind Teil eines Beziehungsgeflechts. Menschen bewegen sich in verschiedenen, teilweise konkurrierenden Raumbezügen, so wie sie auch in verschiedenen sozialen Beziehungen leben – als Mitglieder einer Familie, eines Vereins, einer Institution, einer Kommune, einer Religionsgemeinschaft, einer Nation. In der modernen, globalisierten Gesellschaft werden Beziehungen und Räume immer unübersichtlicher, immer schwerer zu durchschauen und zu beherrschen. Die Handlungsmacht des Einzelnen scheint verloren zu gehen. Das führt zu Misstrauen, Abschottung von Teilgruppen und Protest, zur Spaltung der Gesellschaft.

Wer Welt verändern will – konkret: Klimapolitik umsetzen, den Green Deal vorantreiben, den sozialen Zusammenhalt befördern will – braucht eine Vorstellung von Welt und zugleich einen handlungsorientierten konkreten Ansatz. Erforderlich ist also zum einen ein Weltbild, ein Verständnis für humanistische Traditionen und den Zusammenhang der Geschichte. Auch hier hat schon Walter Gropius Anstöße gegeben, die noch nicht eingelöst sind: „Unser wissenschaftliches Zeitalter hat uns den Blick für die Gesamtheit unseres komplizierten Daseins getrübt, in dem es die Spezialisierung bis zum Extrem getrieben hat. …. Der zivilisierte Mensch hat seine Totalität verloren.“ [1] Zum anderen muss Menschen Souveränität und Würde zurückgegeben werden. Jeder Ansatz im (Neuen Europäischen) Bauhaus muss darauf basieren. Menschen müssen nicht nur ertüchtigt werden zu handeln, sie müssen befreit werden zu handeln, ihre Existenz selbst in die Hand zu nehmen, das eigene Leben zu gestalten, dem eigenen Handeln Bedeutung und Sinn zu geben, Wirkungsmacht zurückzugewinnen. Das neue Gesamtkunstwerk, das nun erforderlich ist, wird damit notwendigerweise multipolar und divers: Es ist ein Prozess, und es entsteht an vielen Orten. Es basiert auf dem bewussten Handeln von Menschen, die aktiv eingreifen und die wissen, dass sie handeln können. Das Handeln trägt seinen Sinn in sich selbst.

Der Bauhaus-Universität Weimar kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie führt zusammen, was zusammengedacht werden muss. Sie ist der Ort des transdisziplinären Diskurses und Arbeitens. Sie beantwortet mit den Technikwissenschaften die Frage: Wie können wir leben? Das ist die Frage nach dem Möglichen. Sie beantwortet mit den Geisteswissenschaften die Frage: Wie sollen wir leben? Das ist die Frage der ethischen Verantwortbarkeit. Und sie antwortet mit den gestaltenden, die künstlerischen, die entwerfenden Fächern auf die Frage: Wie wollen wir leben: Das ist die Frage der Zukunft, die Frage nach einer verbindenden Vision. Denn nur sie verspricht ein sinnvolles, selbstbestimmtes Dasein in Gesellschaft. Die Bauhaus-Universität Weimar ist dabei der Raum der Reflexion, der Bewusstmachung und Erprobung. Auch hier ist Gropius noch nicht überholt, wollte er doch mit der Bauhaus-Erziehung „eine schöpferische Geisteshaltung hervorbringen, die dazu beitragen sollte, der Architektur und dem Design der Gegenwart wieder den Charakter einer sozialen, die ganze Gemeinschaft angehenden Kunst zu geben.[2]

Die Universität – heute manchmal auch Multiversität genannt – ist ein Ort der Begegnung, der Suche, des Fragens, des Forschens, des Experimentierens, des Gestaltens und des Lernens. Die Universität gibt Raum für Selbstertüchtigung und für Zusammenarbeit und knüpft dabei an das humboldtsche Bildungsideal an. Demnach muss die Universität ein Ort sein, an dem autonome Individuen und Weltbürger hervorgebracht werden bzw. sich selbst hervorbringen. Dies kann nur durch Bewusstsein für die eigene, privilegierte Rolle und Möglichkeiten im Gefüge einer Gesellschaftsstruktur geschehen. Die Universität schafft Angebote, weiß aber nicht, wie die Menschen, die sie verlassen, die Angebote nutzen und weitervermitteln. Ihr geht es um das Wie des Arbeitens, die Methoden und Möglichkeiten, weniger um das Was, denn das ändert sich in immer schnellerer Folge – Zukunft ist offen und kann immer anders werden als erwartet. In diesem Sinn kann die Universität noch Avantgarde sein, Avantgarde einer Bewegung, die ihr nicht mehr gehört – ähnlich wie auch das historische Bauhaus, 1933 aus Deutschland vertrieben, in aller Welt wirkte, neu interpretiert und lokal adaptiert wurde. Das Bauhaus ist so zum weltweite Denk-, Arbeits- und Kulturmodell geworden.

Was aber hat die Bauhaus-Universität Weimar, was andere nicht haben? Was kann sie, was andere nicht können? Das Neue Europäische Bauhaus, so wie es von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgerufen worden ist, appelliert an Verantwortung, Transdisziplinarität, Kreativität und Partizipation und setzt auf eine Neuerfindung von Design und Architektur. Es adressiert damit Besonderheiten gerade der Bauhaus-Universität Weimar. Diese bietet multidisziplinäre Expertise und eine erprobte Praxis der projektorientierten Ausbildung sowie der Verbindung von Wissenschaft, Technik und Gestaltung. Für das Neue Europäische Bauhaus setzt die Bauhaus-Universität Weimar aber nicht einfach ihre Praxis fort. Vielmehr entwickelt sie ein doppeltes Programm: Zum einen soll in Weimar ein Universitätsraum der Zukunft entstehen, ein Begegnungs-, Denk- und Arbeitsraum für Freigeister, Visionäre, Aktive im Sinne einer gleichberechtigten Weltgemeinschaft. Diese Institution ist ein Experiment, ein Möglichkeitslabor, das an der Universität, aber unabhängig von ihren Strukturen und Hierarchien angesiedelt ist und nach Verantwortungsbereichen organisiert wird. Das Zusammenwirken der Disziplinen geschieht hier aus dem intrinsischen und übergeordneten Ziel der persönlichen und gemeinschaftlichen Entfaltung innerhalb kleiner Reallabore bzw. Realprojekte mit externen Partnern vor Ort. Denn zum anderen initiieren Professuren, Mitarbeitende und Studierende aus diesem neuen Universitätsraum heraus Impulsprojekte, die in nachweislichen Problemfeldern und Gebieten aktiv, experimentell und partizipativ Lösungsansätze für das jeweilige Gemeinschaftsgefüge erarbeiten und die für einen bestimmten Zeitraum durch die Expertisen der Universität unterstützt werden mit dem Ziel der Selbstverwaltung und Eigenständigkeit. Die Universität entlässt in Zukunft also nicht nur eigenständige, souveräne und gut ausgebildete Persönlichkeiten, sondern auch Selbstwirksamkeitsstationen, die zwar noch im Austausch mit der Universität stehen, aber sich selbst verwalten oder von Studierenden in die Verantwortung nachfolgender Studierende übergeben werden. Der Lösungsansatz ist ein kollaborativer, sinnlicher, kreativer, der Forschung, Lehre, Transfer und Gestaltung ganz neuartig in Verbindung bringt.

Die Impulsprojekte umreißen einen neutralen Möglichkeitsraum. Unterschiedliche Akteure kommen hier zusammen; jede Person hat verschiedene Rollen und Beziehungen (Beruf, Geschlecht etc.). Im Möglichkeitsraum treffen also verschiedene Nutzergruppen und Perspektiven aufeinander und gestalten ihn unter verschiedenen Fragestellungen unterschiedlich aus. Das kann und soll an vielen Standorten passieren, in Weimar, in Thüringen, in Deutschland, in Europa. Hier bringt das Goethe Institut als Partner, der sich nicht mehr als Exporteur deutscher Kultur versteht, sondern Kulturbegegnungen ermöglicht, dezentral lokale Akteure zusammen. In Kombination mit dem Experiment werden die Kulturbegegnungen zu aktiven Rauminterventionen. Gemeinsam werden jeweils Lösungen für Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und neuen Technologien in der Interaktion mit den lokalen Akteuren entwickelt und wiederum gemeinsam oder von lokalen Akteuren umgesetzt. Prozesse werden angestoßen, die eine Eigendynamik entwickeln, sich von den universitären Initiatoren lösen, aber auf diese wieder zurückwirken. Das hier geschaffene Leuchtturmprojekt im Neuen Europäischen Bauhaus erprobt eine neue Methode des Arbeitens, das Erdenken, Erschaffen und Erleben von Räumen. Eine Vielfalt an Lösungen entsteht, exemplarische Lösungen werden weitergetragen, jeweils neu adaptiert und mit anderen Lösungen kombiniert. Die je geschaffenen neuen Orte sollen zur Mitwirkung ermutigen, der Gesellschaft dienen und möglichst der Öffentlichkeit zugänglich sein. In gemeinsamen Leitlinien, einem neuen Bauhaus-Manifest, finden Konzept und Praxis ihren verbindenden Ausdruck. / Prof. Dr. Winfried Speitkamp + Julia Heinemann


[1] GROPIUS Apollo in der Demokratie; Neue Bauhausbücher; 1967 Walter Gropius, Cambridge (Mass.) S. 12.

[2] Ebd. S. 26.